Obwohl sich viele Unternehmen damit beschäftigen, ihre Beschaffungsprozesse effektiver zu gestalten, binden bisher nur wenige ihre Lieferanten erfolgreich ein. Erhebliche Lieferengpässe, überschüssige Bestände und häufige Abschreibungen bis hin zu sehr langen Lieferzeiten können gravierende Folgen sein, wenn Unternehmen und Lieferanten nicht klar miteinander kommunizieren. Ein lebensmittelverarbeitendes Unternehmen lagerte beispielsweise überschüssige Rohstoffe, während sein Verpackungslieferant zusätzlich mit Fertigwarenbeständen belastet war. Ein Hersteller von Konsumgütern entwickelte ein neues Produkt, das denselben gängigen Rohstoff benötigte wie ein anderes Produkt des Unternehmens. Nach der Markteinführung litt es unter Rohstoffengpässen. Eine transparente Kommunikation mit den Lieferanten hätte diese Fehler verhindern können.

Unternehmen sehen die weltweite Konjunkturabschwächung und die steigende Inflation mit Besorgnis und fürchten um ihr rentables Wachstum. Umso wichtiger ist es, dass das Beschaffungswesen flexibel auf die dynamische Entwicklung der Lieferkette reagieren kann. Wenn es gelingt, intern eine Brücke zwischen den Abteilungen und extern zu Lieferanten zu schlagen, können Unternehmen ihre Kosten entlang der gesamten Wertschöpfungskette um mindestens 15 Prozent senken.

Primäre Schnittstellen zwischen einem Unternehmen und seinen Lieferanten sind das Lieferketten- und Beschaffungsmanagement. Beide tragen Verantwortung dafür, dass die zugekauften Materialien und Komponenten in der richtigen Qualität, zur richtigen Zeit und in der richtigen Verpackung am richtigen Ort verfügbar sind. Doch in vielen Unternehmen gehen diese Prozesse nur stellenweise Hand in Hand. Das Beschaffungswesen, der primäre Ansprechpartner für die Lieferanten, betrachtet die Geschäftsanforderungen in der Regel statisch, um die Kosten zu senken. Das Hauptziel des Lieferkettenmanagements besteht hingegen darin, Produkte und Dienstleistungen zu liefern, die die dynamische Nachfrage der Endkund:innen befriedigen. Unternehmen und ihre Lieferanten arbeiten deutlich produktiver, wenn Einkäufer:innen im Rahmen des Datenschutzes Nachfragedaten von Kund:innen mit den Lieferanten teilen, denn so kann gemeinsam der Kundenbedarf prognostiziert werden. Auf diese Weise können Lieferanten zum Beispiel die Einführung oder Auslaufphase eines Produktes optimal unterstützen. Das setzt wiederum voraus, dass die Einkaufsabteilung die Anforderungen genau kennt. Wurden diese im Rahmen des Lieferkettenmanagements nicht von vornherein klargestellt, können sie von Einkäufer:innen während des Qualifizierungsprozesses nicht berücksichtigt oder entsprechende Massnahmen in die Lieferverträge und die Preisgestaltung nicht eingebaut werden.

Wer offen ist für die Vorschläge seiner Lieferanten, erhält neue Perspektiven und Impulse, die für die Prozessoptimierung oder Entwicklung von Produkten wichtig sein können. Denn Lieferanten verfügen durch die Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen aus teilweise sehr unterschiedlichen Branchen über wertvolle Erfahrungen. Als direkte Verbindung zum Beschaffungsmarkt haben sie wichtige Informationen über mögliche Alternativen.

Am Beispiel einer Verpackung lässt sich das gut veranschaulichen. Innerhalb des gesamten Lieferprozesses ist die Wahl des geeigneten Verpackungsmaterials sehr wichtig. Dabei sollten die Anforderungen an die Verpackung von Anfang an klar umrissen werden. Die Einkäufer:innen sollten sich Gedanken über Materialien, die ihr Lieferant verwenden sollte, und über die optimale Art der Lieferung machen. Ich empfehle, nicht jedes Teil einzeln zu entwickeln oder das Verpackungsmaterial zu stark zu spezifizieren, es sei denn, es gibt keine andere Möglichkeit. Denn anstatt Ressourcen in diesen aufwendigen und gleichzeitig teuren Prozess zu investieren, steht der Austausch mit den Lieferanten im Vordergrund. Das Ergebnis könnte sein, dass an Stelle von Standardverpackungsmaterial wiederverwendbare Komponenten eingesetzt werden, mit denen Sie in zweierlei Hinsicht besser fahren: Sie sparen Geld und schonen die Umwelt!

Tauschen Sie sich deshalb vor der Bestellung vertrauensvoll mit Ihren Lieferanten über Produkte und die nachgelagerten Prozesse aus. Eine enge Zusammenarbeit mit Zulieferern

  • ermöglicht flexibleres Handeln,
  • kann Produktinnovationen vorantreiben,
  • kann die Zyklen für Produktentwicklung, Verpackung und Vermarktung verkürzen,
  • spart Ressourcen und senkt Kosten.

Das erfordert von beiden Seiten transparente Kommunikation auf Augenhöhe, um die gegenseitigen Anforderungen zu verstehen und die Ziele und Strategien abzustimmen. Die Erfahrung zeigt, dass eine gemeinsame Wertschöpfung die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Lieferanten verbessert. Ist die Basis gelegt, steht einem langjährigen, vertrauensvollen und für beide Seiten erfolgreichen Miteinander nichts mehr im Wege.