Die hohe Inflation der letzten Monate, die in der Schweiz vergleichsweise moderat ausfällt, macht vielen Einkaufsmanager:innen die Arbeit extrem schwer. Sie treibt die direkten Kosten für Arbeit, Energie, Material und Transport in die Höhe, wodurch die Herstellung, Lagerung und der Versand von Waren teurer werden. Die Notenbanken haben die Zinssätze erhöht, weshalb günstiges Geld nicht mehr zur Verfügung steht. Steigende Preise führen dazu, dass den Verbraucher:innen weniger Einkommen zur Verfügung steht, wodurch die Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen sinkt. Inflationsbedingte Kostensteigerungen wirken sich in der Regel kumulativ auf die Lieferkette aus, und wenn Ihr Unternehmen von solchen Steigerungen betroffen ist, sollten Sie die Auswirkungen schnell erkennen und wissen, wie Sie darauf reagieren.

Beschaffungsabteilungen können in der Regel nicht alle Ausgaben unter Kontrolle bringen, sie können sie aber massgeblich beeinflussen. Die Arbeit in einer inflationären Wirtschaft betrifft alle Beteiligten auf dieselbe Weise, deshalb ist es sinnvoll, an einem Strang zu ziehen. Die folgenden Strategien können Ihnen helfen, trotz hoher Inflation erfolgreich zu sein:

Die Beschaffung kann Rahmenbedingungen schaffen, die sicherstellen, dass Einkäufe von geringem Wert vom Unternehmen selbst abgewickelt werden. Auf diese Weise können sich die Teams bereits zu einem früheren Zeitpunkt auf höherwertige Prozesse konzentrieren, wie die Aushandlung bestmöglicher Konditionen, die Zusammenarbeit mit alternativen potenziellen Lieferanten oder die Optimierung von Spezifikationen und Servicelevel.

Die noch engere Zusammenarbeit mit derzeitigen Lieferanten kann dazu beitragen, Bereiche zu identifizieren, in denen die Beschaffung die Preisgestaltung beeinflussen oder Spezifikationen ändern kann, um die Kosten zu senken. Verpackung, Materialien und Transport sind wichtige Bereiche, die dabei berücksichtigt werden müssen.

Überprüfen Sie die Widerstandsfähigkeit Ihrer Lieferkette und unterziehen Sie kritische Lieferanten und deren Unterlieferanten einer gründlichen Risikobewertung, um festzustellen, welche Risiken sich auf Ihre Lieferkette und die Widerstandsfähigkeit Ihres Unternehmens auswirken könnten. Hohe Inflationsraten könnten einige Lieferanten in finanzielle Bedrängnis bringen oder zu einem veränderten Verhalten führen.

Mit einem Stresstest für die Lieferkette können Unternehmen potenzielle finanzielle Risiken ermitteln, Massnahmen zur Risikominderung festlegen und ihre Widerstandsfähigkeit mit der von Wettbewerbern vergleichen. Er bewertet die Resilienz ganzheitlich anhand von verschiedenen Faktoren: beispielsweise Attraktivität der Branche, Widerstandsfähigkeit des Unternehmens, Gefährdung der Lieferkette, der Geschäftstätigkeit und der Kunden. Mithilfe von Unterbrechungsszenarien einschliesslich Varianten und Kombinationen können Unternehmen ihre wichtigsten Kostentreiber verstehen und wissen, wo es zu erheblichen Verlusten durch erhöhte Kosten und Lieferausfälle kommen könnte. Dies schärft das Bewusstsein für die Risiken in der Lieferkette, identifiziert mögliche Lücken und ermöglicht die Einführung geeigneter Strategien zur Erhöhung der Widerstandsfähigkeit.

Mit mehr Betriebskapital haben Unternehmen die Möglichkeit, in grösseren Mengen einzukaufen und vorauszuplanen, um niedrigere Effektivpreise zu erzielen. Um einen Wettbewerbsvorteil zu erlangen, müssen Unternehmen zunächst wissen, woher alle ihre Ausgaben kommen und wer diese Käufe genehmigt hat – sei es das Marketing, das Produktteam, die Rechtsabteilung, die Personalabteilung usw. Ohne ein umfassendes Verständnis von Art und Umfang des Transaktionsverlaufs ist es nicht möglich, sich vor Fehlern zu schützen, beispielsweise unberechtigte oder doppelte Zahlungen. Angesichts der derzeit hohen Kosten für die Kapitalbeschaffung durch Fremdkapital sorgt ein höchstmögliches Mass an Transparenz über alle Abteilungen und Geschäftsbereiche hinweg für Klarheit, was wann bezahlt werden muss.

Bis jetzt war für die meisten von uns eine steigende und hohe Inflation eher ein theoretisches Konzept als Realität. Sie wird uns noch lange begleiten und Beschaffungsmanager:innen sollten vorbereitet sein und daraus lernen. Mit den richtigen Strategien gelingt es Ihnen, vorausschauender und flexibler zu agieren, was für die Bewältigung wirtschaftlicher Auf- und Abschwünge unerlässlich ist.

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