Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, ein aufgearbeitetes (refurbished) Smartphone zu kaufen? Bringen Sie gut erhaltene Kleidung, die Sie nicht mehr tragen, zum Second-Hand-Laden oder verschenken Sie sie? Entsorgen Sie die Gaskartusche für Ihren Wassersprudler oder tauschen Sie sie gegen eine neue? Mit diesen Fragen sind wir mitten im Thema Kreislaufwirtschaft. Im Gegensatz zur linearen Wirtschaft wie wir sie bisher kennen, werden in der Kreislaufwirtschaft Ressourcen genutzt, aber nicht verbraucht. Neue Geschäftsstrategien sorgen dafür, dass Produkte, Komponenten und Materialien während und nach ihrer Nutzung im System bleiben, das heisst so lange wie möglich geteilt, geleast, wiederverwendet, repariert, aufgearbeitet und recycelt werden. Gleichzeitig werden gefährliche und umweltschädliche Abfälle auf ein absolutes Minimum reduziert. Der gesamte Kreislauf umfasst die Entwicklung, Herstellung, Reparatur, Aufarbeitung, Wiederverwendung, Wiederaufbereitung und Recycling von produzierten Gütern.

Der Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft ist allerdings kein Wunschkonzert, sondern wird seitens Politik unterstützt und gefordert. Auch Konsument:innen achten verstärkt darauf, wie «sauber» gekaufte Produkte hergestellt werden. Das Marktforschungsunternehmen Gartner wagt die Prognose, dass Lieferketten bis 2029 keinen Abfall mehr produzieren dürfen, da Kund:innen und viele Regierungen das nicht mehr akzeptieren werden. Wer wettbewerbsfähig bleiben möchte, muss sein Geschäftsmodell auf «zirkulär» umstellen und dies transparent kommunizieren.

Aufgrund dieser notwendigen Umstellung befindet sich das Beschaffungsmanagement in einem bedeutenden Wandel und kann einen wesentlichen Beitrag leisten, indem es die Beschaffung von Produkten und Dienstleistungen nachhaltig gestaltet.

Zu Beginn steht die Entwicklung von Produkten. Die Wahl der Rohstoffe entscheidet bereits darüber, ob am Ende des Lebenszyklus eine Aufarbeitung, Wiederverwendung, Recycling etc. möglich ist. Deshalb setzen vorausschauende Unternehmen innovative Designstrategien ein, um den Einsatz schädlicher Materialien oder Rohstoffe und nicht erneuerbarer Ressourcen zu minimieren. Die Umsetzung dieser ganzheitlichen Designphilosophie erfordert die Zusammenarbeit von Fachkräften in den Bereichen Design, Entwicklung und Beschaffungsmanagement.

In dieser Phase kann bereits der Einsatz von möglichst wenig Verpackungsmaterial berücksichtigt werden, um Abfall zu vermeiden. Die Wiederverwendbarkeit von Transportverpackungen rückt zunehmend in den Fokus von Einkaufsprofis. Innovative Start-ups entwickeln nachhaltige Lösungen und bringen neue Ideen auf den Markt.

Ohne die Einbeziehung aller Partner in der Lieferkette, von der Produktion bis zum Ende der Lebensdauer des Produkts, kann der Systemwandel nicht gelingen. Für Partnerschaften in der Kreislaufwirtschaft können klare Kriterien definiert werden. Durch die enge Zusammenarbeit mit passenden Lieferanten ist es beispielsweise einfacher, recycelbare Materialien (sogenannte Rezyklate) zu beschaffen oder zu entwickeln. Mit Hilfe spezialisierter Recycler können festgesetzte Ziel schneller erreicht werden. Diese Massnahmen sind vor allem in Hinsicht auf die Erreichung von Scope-3-Zielen relevant, die Emissionen umfassen, für die ein Unternehmen nur indirekt in seiner Wertschöpfungskette verantwortlich ist. Durch die Zusammenarbeit in einem kollaborativen Netzwerk können nicht ausgelastete Ressourcen genutzt und Produktionskosten gesenkt werden.

Auch wenn es sich erst einmal nicht so anhört: Die zirkuläre Herstellung von Produkten und Komponenten hilft, langfristig Kosten zu senken. Dank Reparatur, Weiterverwertung, Recycling etc. und die längere Nutzung sinken die Kosten für Materialien und Rohstoffe. Zudem sinken Kosten für Komponenten und Rohstoffe, die stark nachgefragt werden und grossen Preisschwankungen unterliegen, wie beispielweise Halbleiter und Lithium, die in der Automobilindustrie eingesetzt werden.

Diese Effekte machen sich leider nicht von heute auf morgen bemerkbar. Der Wandel hin zu kreislauforientierten Geschäftsmodellen erfordert Investitionen und mutige Geschäftsentscheidungen. Gerne unterstützen wir Sie. Kontakt