Angesichts des Inflationsdrucks in der Weltwirtschaft müssen sich Unternehmen nicht nur auf die Kostenminimierung konzentrieren, sondern gleichzeitig eine zuverlässige Lieferkette gewährleisten. Die zusätzliche Herausforderung: Die Erfüllung der Ziele in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung, kurz ESG. Die Belastbarkeit der Lieferkette, das Kostenmanagement und die Nachhaltigkeit sind allesamt wichtige Ziele, die auf den ersten Blick widersprüchlich erscheinen mögen. Unternehmen müssen diese Ziele jedoch erreichen, um auf einem wettbewerbsorientierten Markt zu überleben.

Widerstandsfähige Lieferketten können nur dort entstehen, wo Beschaffungsexpert:innen die gesamte erweiterte Lieferkette im Blick haben. Diese beginnt bei der Herkunft der Rohstoffe und endet bei der Lieferung des fertigen Produkts. Sie müssen alle verfügbaren Optionen prüfen und sich Situationen nahezu in Echtzeit anpassen, indem sie mit externen Partner:innen zusammenarbeiten. Sie müssen für Transparenz sorgen und Mitarbeitende, Prozesse und Technologien aufeinander abstimmen, um die Widerstandsfähigkeit zu erhöhen, ohne die Kosten in die Höhe zu treiben.

Viele glauben, dass der Versuch, widerstandsfähige Lieferketten aufzubauen, immer auf Kosten der ESG-Ziele oder eines anderen Projekts geht. Und ja, oftmals führen verschiedene Massnahmen, die zu mehr Widerstandsfähigkeit und geringerem Risiko führen, zu einem erhöhten Impact auf das Klima, beispielsweise wenn mehr Waren produziert und gelagert werden. Umso mehr geht es darum, die Auswirkungen im Blick zu haben und aktiv Lösungen zu suchen.

Resilienz ohne unnötige Erhöhung der Kosten kann dadurch erreicht werden, dass auf das ganze Spektrum der Lösungen, die zur Bewältigung potenzieller Risiken in der Lieferkette zur Verfügung stehen, zurückgegriffen wird. Durch die strategische Identifizierung und Priorisierung von Optionen können Organisationen mögliche Konflikte zwischen Nachhaltigkeitszielen und Betriebskosten minimieren. Dazu gehören drei Schlüsselelemente:

  • Redundante Glieder in der Lieferkette erkennen
  • Die Fähigkeit, den richtigen Zeitpunkt und die richtigen Optionen zu bestimmen, insbesondere bei drohenden Unterbrechungen
  • Die Fähigkeit, diese Optionen schnell und nahezu in Echtzeit zu nutzen

Natürlich können Beschaffungsteams auch Alternativen schaffen, indem sie parallele Lieferketten aufbauen oder die Lagerbestände erhöhen, beides gängige Methoden zum Aufbau von reibungslosen Lieferketten. Doch diese Ansätze können kostspielig sein.

Es gibt gute Beispiele dafür, wo der Aufbau resilienter Lieferketten und das Erreichen von ESG-Zielen Hand in Hand gehen: Die Elektrifizierung einiger Teile der Lieferkette kann der Logistik zusätzliche Optionen bieten, die ein Unternehmen nutzen kann, um Kosten und Geschwindigkeit in Einklang zu bringen. Dazu gehört auch die eigene Erzeugung von grüner Energie, um die Widerstandsfähigkeit von Produktionsstandorten zu erhöhen. Oder kleinere und weniger erfahrene Lieferanten werden mit dem neuesten ESG-Know-how ausgestattet, ihre Emissionsreduzierung verfolgt und – wenn erfolgreich – belohnt. Solche Massnahmen können einen doppelten Vorteil mit sich bringen: Die Minimierung von Kosten und Emissionen für die Lieferanten und die Stärkung der Partnerschaft zwischen Lieferanten und Unternehmen.

Ein Beispiel aus der Praxis: Der Automobilhersteller Ford hat ein Programm zur Verringerung der Umweltauswirkungen seiner Fahrzeuge ins Leben gerufen, um beispielsweise die Treibhausgasemissionen zu reduzieren und die Kraftstoffeffizienz zu verbessern. Ausserdem wurden in den Produktionsprozessen nachhaltige Praktiken eingeführt, indem Ford erneuerbare Energiequellen nutzt und Materialien recycelt. Vor kurzem hat das Unternehmen bekanntgegeben, dass es gemeinsam mit zwei anderen Unternehmen in eine Nickelanlage in Indonesien investiert, um sich weitere wichtige Mineralien zu sichern, die für die Herstellung von Batterien für Elektrofahrzeuge benötigt werden. So könne man sicherstellen, «dass das Nickel im Einklang mit den Nachhaltigkeitszielen unseres Unternehmens abgebaut wird, indem wir die richtigen ESG-Standards setzen, während wir skalieren«, so Lisa Drake, Vice President für die Industrialisierung des Ford Model e EV.

Zweifelsohne: Beschaffungsexpert:innen stehen vor gewaltigen, aber lohnenswerten Herausforderungen. Die Vereinbarkeit von Resilienz und ESG-Zielen wird ihnen allein nicht gelingen. Grundlage ist die enge Zusammenarbeit zwischen ESG- und Beschaffungsteams. Gemeinsam können sie ihre Synergien dafür nutzen, überzeugende Geschäftsmodelle für neue Technologien und andere Investitionen in die Lieferkette zu entwickeln.

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