Der rasche technologische Wandel, das Entstehen globaler Industrie- und Verbrauchermärkte, die zunehmende Marktfragmentierung und Produktdifferenzierung, die wachsenden Möglichkeiten der Produktentwicklung und -herstellung und die derzeit andauernden Lieferkettenprobleme haben viele Unternehmen dazu gezwungen, neue Produkte zu entwickeln – und zwar effektiv und effizient. Dieses Vorgehen kann ein klarer Wettbewerbsvorteil für Unternehmen sein.

Einkaufsexpert:innen sind wichtiger Teil des Produktentwicklungsteams. Ausserdem sollten möglichst frühzeitig weitere Fachleute und Zulieferer in den Produktentwicklungszyklus einbezogen werden. Zukunftsorientierte Unternehmen entwickeln neue Produkte in einem Team, das sich aus verschiedenen Funktionsbereichen zusammensetzt. Dazu zählen Beschaffungsmanagement, Produktplanung, Konstruktion, Qualitätsmanagement, Finanzen, Marketing, Vertrieb und gegebenenfalls sorgfältig ausgewählte Lieferanten und Kunden. Die Erfahrung zeigt, dass dadurch die Markteinführungszeit verringert, die Qualität verbessert und die Gesamtkosten gesenkt werden können.

Während des Entwicklungsprozesses wird die Idee über einen Prototyp in ein marktfähiges Produkt verwandelt. Die ursprüngliche Idee wird verfeinert und kontinuierlich auf ihre technische und kommerzielle Durchführbarkeit geprüft: Wie geeignet ist das Produkt? Sind alle technischen Erwägungen wie Festigkeit, Grösse, Stromverbrauch, Leistungsfähigkeit und Wartungsfreundlichkeit einbezogen worden? Wie gross ist der Nutzen? Wer sind Zielgruppen und wo sind die Märkte? Aspekte wie Preis, Kosten, Leistung, Qualität, Marktverfügbarkeit und Zuverlässigkeit fliessen in allen Phasen in die Entwicklung ein.

In der Regel werden keine völlig neuen Produkte entwickelt. Meist handelt es sich bei einem neuen Produktdesign um eine Anpassung eines bestehenden Produkts, da der technische Fortschritt neue Möglichkeiten eröffnet, damit Prozesse verbessert werden können oder eine Marktexpansion geplant ist. In der Entwurfsphase eines neuen Produkts werden die gewünschten Qualitäts- und Zuverlässigkeitsstandards festgelegt. In dieser Phase sollte optimalerweise bereits der grösste Teil der Kosten für die Herstellung so günstig wie möglich  kalkuliert sein. Denn sonst kann es passieren, dass übermässige Kosten dauerhaft angelegt sind,  was zu teuren Produkten führt, die ihr Gewinnpotenzial nicht ausschöpfen.

Auf die Entwurfsphase folgt die Konzeptphase. Hier kommt der Design-to-Cost-Ansatz zum Tragen: Denn Produkte systematisch kostengünstig zu entwickeln, bedeutet, alle Details genau zu betrachten und zu verstehen, welche Entscheidung in der Konzeptphase welche späteren Kosten in der Wertschöpfungskette verursacht. An diesem Punkt des Prozesses werden alle Elemente des neuen Produkts skizziert. Beispielsweise kann eine Liste sämtlicher Komponenten angefertigt und die Anforderungen an jede dieser Komponenten kurz und präzise formuliert werden. Das Konzeptpapier erläutert das geplante Produkt in allgemein verständlicher Form einschliesslich Nutzen, Märkte und Zielgruppen. Hierbei spielt die Marketingabteilung eine massgebliche Rolle.

Nun folgt die Planungsanalyse. Dabei werden alle Phasen des Entwurfs einer Komponente in Bezug auf die Funktion, die sie erfüllt, methodisch untersucht. Ziel ist es, die Qualität und die Kosten zu ermitteln und festzustellen, ob jede Phase des Entwurfs eine unersetzliche Funktion erfüllt. Alle diese Schritte sind Vorstufen der Produktionsphase. In diesem Prozess werden auch der Fertigungsplan und die Stückliste fertiggestellt. Die entsprechenden Pläne werden formalisiert und umgesetzt. Bei der abschliessenden Prüfung können Leistungen gegebenenfalls noch einmal angepasst und Mängel beseitigt werden. Erst dann erfolgt die offizielle Freigabe zur Nutzung.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten zu prüfen, ob sich Produkte herstellen lassen. Einer der einfachsten Wege ist, die Zeichnung oder das CAD-Modell an einen bestehenden und bekannten Lieferanten zu schicken und sich die Herstellbarkeit schriftlich bestätigen zu lassen. Da es sich vorerst um einen rein theoretischen Ansatz handelt, ist auch denkbar, einen Auftrag zu erteilen, bei dem der Lieferant nachweisen muss, dass der Ansatz korrekt ist.

Bevor das neue Produkt in Fertigung geht, muss sich jedes Unternehmen die Frage stellen, ob es die neue Komponente selbst herstellen kann oder ob sowohl die Technologie als auch das Produkt an einen Zulieferer ausgelagert werden. Aufgrund der sich ständig weiterentwickelnden Marktgegebenheiten kann es durchaus sinnvoll sein, gemeinsam mit Lieferanten an der Entwicklung eines neuen Produkts zu arbeiten. Bevor dies geschieht, muss sichergestellt werden, dass die Ziele übereinstimmen. Kann der Lieferant die Kosten-, Qualitäts- und Produktleistungsanforderungen erfüllen? Ist er in der Lage, den Entwicklungs- und Produktionsbedarf zu decken? Sind die kurz- und langfristigen Geschäftsziele des Lieferanten mit denen des Unternehmens vereinbar? Sind die technologischen Pläne der beiden Unternehmen miteinander vereinbar? Erst nach Beantwortung dieser Fragen, kann ein Plan erstellt werden, der für beide Parteien repräsentativ ist.

Wenn Outsourcing eine Option ist, empfehle ich, mit einem lokalen, bekannten und vertrauenswürdigen Lieferanten zusammenzuarbeiten. Die räumliche Nähe ist von Vorteil, um Besprechungen vor Ort durchzuführen und Ideen für den Herstellungsprozess gemeinsam zu entwickeln. Ausserdem ist eine schnelle Reaktion im Falle eines technischen Problems oder einer technischen Frage möglich. Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, gemeinsam mit Lieferanten Projekte durchzuführen, da sie bei einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit grosses Engagement und Fachwissen einbringen. Am Ende profitieren beide Parteien davon.