Die Situation hat sich in den vergangenen Wochen in einem bisher ungekannten Mass zugespitzt. Egal ob Elektrogeräte, Spielwaren, Textilien, Fahrräder oder Rohstoffe wie Papier, Stahl und Magnesium – es klemmt an allen Ecken und Enden und die Preise steigen rasant. Diese Situation stellt die meisten Unternehmen vor neue Herausforderungen. Diejenigen mit einer soliden Beschaffungsstrategie werden jedoch besser durch die Krise kommen. Wie sieht eine Beschaffungsstrategie aus, auf deren Basis Einkaufsabteilungen möglichst flexibel und dennoch planbar agieren können?

 

Einzel- oder Mehrfachbeschaffungsstrategie – es kommt auf Ihre Anforderungen an

Grundsätzlich kommen die folgenden Optionen in Frage:

  • Sole Sourcing (Beschaffung über einen Lieferanten, beispielsweise weil er ein Patent besitzt)
  • Single Sourcing (ein Lieferant wird aus einem Pool von möglichen Lieferanten ausgewählt)
  • Dual Sourcing (Beschaffung über zwei Lieferanten)
  • Multiple Sourcing (Beschaffung über mehrere Lieferanten)

Bei kritischen Teilen und Komponenten raten wir an Stelle einer Einzelbeschaffungsstrategie (Sole oder Single Sourcing) zur Mehrfachbeschaffung (Dual oder Multiple Sourcing). So können Sie bei Ausfall einer Bezugsquelle flexibel reagieren und haben gleichzeitig eine grössere Verhandlungsmacht. Da Ihr Lieferant ebenfalls davon profitiert, dass Sie nur bei ihm einkaufen, wird er versuchen, Ihre Wünsche und Anforderungen zu erfüllen – auch in schwierigen Situationen.

 

Dual Sourcing oder Multiple Sourcing wird eingesetzt, um die Lieferkette von Schlüsselkomponenten oder -teilen zu sichern. Bevor Sie eine Entscheidung für eine der beiden Strategien treffen, sollte die Einkaufsabteilung folgende Punkte berücksichtigen:

  • Stückpreise erhöhen sich aufgrund der doppelten bzw. mehrfachen Beschaffung (Verlust von Grössenvorteilen)
  • Es entstehen zusätzliche Kosten (Logistik, Transaktion, Qualität etc.)
  • Risiko- und Kostenanalyse nach Versorgungsstufen

 

In bestimmten Fällen kann es jedoch sinnvoll sein, kritische Teile oder Komponenten von nur einem Lieferanten zu beziehen. Mögliche Gründe dafür sind:

  • gezielte Grössenvorteile
  • aussergewöhnliche Anforderungen, z. B. hohe technische Spezifikationen, die erhebliche Entwicklungskosten erfordern (Steuerungen etc.)
  • die Tatsache, dass Sie unmöglich exakt zwei selbe Teile von zwei verschiedenen Lieferanten bekommen können (z. B. kann sich bei Blechteilen die Lackierung, Oberflächenbehandlung etc. unterscheiden)
  • zugelassene Lieferanten für spezielle Verfahren (Wärmebehandlung, Oberflächenbehandlung etc.)

Sollte Einzelbeschaffung die einzige Option sein, ist aus unserer Erfahrung das folgende Vorgehen sinnvoll: Die Abteilung Strategische Beschaffung führt gemeinsam mit der Abteilung Forschung und Entwicklung eine Risikoanalyse durch, auf deren Grundlage die Entscheidung getroffen wird.

 

Machen Sie sich nicht abhängig von einem Lieferanten

Von Ausnahmen abgesehen ist dies eine unserer wichtigen Regeln für den Einkauf. Das Einkaufsvolumen eines Unternehmens bei einem Lieferanten sollte maximal 10-15 % dessen Umsatzes betragen, da sonst die gegenseitige Abhängigkeit zu gross wird. Risiko für Unternehmen: Bei unvorhersehbaren Situationen wie Umweltkatastrophen, einem Brand oder einer Pandemie kann die Produktion des Lieferanten zum Stillstand kommen und damit zu erheblichen Problemen im Unternehmen führen, wenn keine andere Quelle verfügbar ist. Risiko für Lieferanten: Wenn die Auftragseingänge beim Unternehmen zurückgehen, erhält der Lieferant weniger Aufträge mit teilweise dramatischen Auswirkungen (Kurzarbeit, Entlassungen etc.).

Haben Sie Fragen zum Thema oder möchten Sie Ihre Beschaffungsstrategie kritisch hinterfragen? Kommen Sie gerne auf mich zu.

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