In der industriellen Fertigung ist der Bedarf an Rohstoffen ausserordentlich gross. Meist stellen sie den höchsten Kostenanteil dar. Bei stetig steigenden Rohstoffpreisen und Personalkosten bedeutet das eine enorme finanzielle Belastung für Unternehmen, da die Stückpreise sich erhöhen. Die Senkung direkter Materialkosten rückt somit zunehmend in den Fokus. Denn nur so können langfristig Marktposition und Profitabilität gesichert werden. Aus meiner langjährigen Tätigkeit im Einkauf weiss ich, dass es sich lohnt, an dieser Stelle genau hinzusehen.

 

Weniger Lieferanten, dafür effizienter und zuverlässiger

Ein möglicher Ansatz ist die Lieferantenkonsolidierung. Sie ist eine Supply-Chain-Management-Strategie, bei der die Anzahl Ihrer Lieferpartner auf das optimale Mass reduziert wird. Ziel ist es, nur mit den effizientesten und zuverlässigsten Partnern zusammenzuarbeiten. Daraus ergeben sich einige relevante Vorteile:

  • Verminderte Einkaufskosten: Durch die Reduzierung der Lieferantenbasis steigt die Kaufkraft. Wenn Sie bei einem Lieferanten mehr/viel einkaufen, erzielen Sie bessere Preise für ein Produkt und senken die Gesamtkosten für Fracht, Bearbeitung und andere damit verbundene Versandkosten.
  • Geringere Prozesskosten: Das Management weniger Lieferanten führt zu klareren Abrechnungsprozessen, Erhöhung der Kontrolle und Transparenz sowie einfacherer Verwaltung von Bestellungen. Kurz: weniger Zeit- und Verwaltungsaufwand.
  • Geringeres Risiko: Die gewonnene Zeit und Ressourcen können Sie in die Absicherung aller relevanten Risiken in der gesamten Lieferkette investieren. Zum Bespiel können Sie die Compliance und andere rechtliche Richtlinien verbessern.
  • Gleichbleibend hohe Qualität: Wenn Sie Ihre Lieferanten gut kennen, wissen Sie genau, welche Leistung Sie erwarten können. Ein grösseres Auftragsvolumen wird bei Ihren Lieferanten voraussichtlich dazu führen, dass sie die Qualität sogar verbessern, um das Risiko eines Geschäftsverlusts zu minimieren.
  • Bessere und stärkere Geschäftsbeziehungen: Die oben genannten Vorteile stärken und verbessern die Kunden-Lieferanten-Beziehung, denn Ihre Lieferanten profitieren ebenfalls. So besteht auf beiden Seiten das hohe Interesse, gegenseitiges Wachstum und die positive Entwicklung des Partners zu fördern.

 

Wie entscheide ich mich für die richtigen Lieferanten?

Grundvoraussetzung dafür ist, dass Sie die Anforderungen und Prioritäten Ihres Unternehmens kennen. Das klingt vielleicht selbstverständlich, ist es in der Praxis aber leider nicht. Für den einen Einkäufer ist es wichtig, die Ware schnell zu erhalten; die Einkäuferin hingegen möchte den niedrigstmöglichen Preis erzielen. Holen Sie sich also bei Ihren Mitarbeitenden alle relevanten Informationen, die Sie für eine erfolgreiche Lieferantenkonsolidierung benötigen. Es ist sinnvoll, ein Team aus diesen Fachleuten zu bilden, die einen Plan erstellen und in die Tat umsetzen. Sie können auch neue Lieferanten als Teil der konsolidierten Beschaffungsoptionen berücksichtigen.

 

Konkret betrachtet gibt es bei der Auswahl der richtigen Lieferanten einiges zu beachten. Ich empfehle unter anderem die detaillierte Angebotsaufgliederung in Material, Arbeitszeit, Logistik etc. Nur so kann ein*e Einkäufer*in sehen, wie sich der Preis zusammensetzt und verschiedene Angebote miteinander vergleichen. Daraus ersichtlich wird ebenfalls, wo der Hebel bei einer Verhandlung angesetzt werden kann.

 

Ausserdem ist es wichtig, dass beim Vergleich von Angeboten im Vorfeld geprüft wird, ob sie auf derselben Grundlage erstellt sind. Am Beispiel von Incoterms, den internationalen Regeln zur Auslegung handelsüblicher Vertragsformeln in Aussenhandelsverträgen, lässt sich das gut darstellen. Der zugrunde gelegte Incoterm kann sich auf den Einkaufspreis auswirken. Es ist möglich, dass ein Lieferant beispielsweise mit den Incoterms DDP (Delivered Duty Paid) und ein anderer mit den Incoterms DAP (Delivery at Place) arbeitet. Ersteres bedeutet, dass bei der Lieferung der Verkäufer die Ware auf eigene Kosten und Gefahr bis zu einem Bestimmungsort im Importland liefert und dabei alle anfallenden Formalitäten erledigt sowie neben allen Kosten auch alle Einfuhrabgaben trägt. Im Fall einer DAP-Lieferung ist der Verkäufer für die Lieferung der Ware inklusive Transportkosten bis zum benannten Bestimmungsort beim Käufer zuständig. Ausdrücklich ausgenommen sind die Kosten für die Durchführung sämtlicher erforderlicher Einfuhrformalitäten. Somit sollten Sie diese beiden Angebotspreise nicht miteinander vergleichen, da die Grundlagen unterschiedlich sind.

 

Die Lieferantenkonsolidierung ist ein komplexer Prozess, der hohe Fachkenntnis voraussetzt. Wir haben für unsere Kunden eine erfolgreiche Strategie entwickelt, die darin besteht,

  • echte Partner zu ermitteln und zu identifizieren
  • sich sukzessive von nicht benötigten Lieferanten zu trennen
  • festzulegen, welche Projekte jedem Partner zugewiesen werden
  • Ihre Projektanforderungen an die ausgewählten Partner klar zu übermitteln.

 

Haben Sie Fragen oder bereits ein konkretes Anliegen? Egal an welchem Punkt Sie derzeit stehen – kommen Sie gerne auf mich zu. Kontakt